Abgesehen davon, dass ich keine Lakritze mag, mochte ich mich seit Längerem auch nicht zu dem leidigen Thema der Corona-Maßnahmen in Deutschland hier in diesem Blog äußern. Das gebe ich nun aus aktuellem Anlass auf: Morgen werden wohl die Bestimmungen des neuen Infektionsschutzgesetzes im Bundesrat durchgewunken. Nach der Zustimmung im Bundestag ist außer der angekündigten Verweigerung des derzeitigen Präsidenten des Bundesrates und zugleich Ministerpräsidenten von Thüringen, Bodo Ramelow, wohl keine weitere inhaltliche Auseinandersetzung zu erwarten. Nun, wir werden sehen. Was wir aber bisher gesehen haben ist, dass nach der mit 386 Ja-Stimmen gebilligte Entscheidung im Bundestag (s. das Abstimmungsergebnis) selbst die öffentlich-rechtlichen Medien mit zwar nicht in Gänze richtigen oder auch mutigen Darstellungen zu Gefährlichkeit, Immunisierung oder gar unüblichen Vorgängen bei den Studien zu Impfstoffen publizieren. S. etwa https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-antikoerper-studie-pandemie-100.html, https://www.br.de/nachrichten/bayern/infektiologe-plaediert-fuer-entspannteren-umgang-mit-corona,THKIfyr oder https://www.swr.de/wissen/studie-nebenwirkungen-corona-mrna-impfung-100.html. Das ist nur beispielhaft, kritische Medien/Perspektiven möchte ich hier also gar nicht ins Feld führen. Aber bereits diese Berichte untermauern nicht gerade den deutschen Sonderweg, mit aller Gewalt an der Todesseuche festzuhalten und die Frage der Verhältnismäßigkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen, sondern im Zuge einer konstruierten Bedrohungslage die Freiheit weiter einzuschränken. Denn das Festhalten an einrichtungsbezogener Impfpflicht, FFP-2-Maskenpflicht für alle ab 14 Jahren in Bussen und Bahnen (Flugzeuge nicht!) sowie in Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen ist genauso wenig Lakritze wie der mit vielen Steuergeldern in Marketingkampagnen verniedlichte Pieks. Vielmehr müssten diese Regelungen von halbwegs an Recht und Gesetz gebundenen Richterinnen und Richtern in allen Instanzen auseinandergenommen werden. Aber in der Situation sind wir ja leider nicht. Vielmehr wird weiter kaum daran gearbeitet, ein aktuelles, vollständiges und wirklichkeitsgetreues Bild der verschiedenen Facetten des Umgangs mit SARS-CoV-2 zu bekommen. Es steckt einfach zu viel Geld und zu viel Macht (bzw. potenzieller Machtverlust) in dem bisher beschrittenen Weg drinnen – um allein unser aller Gesundheit geht es jedenfalls nach meinem Dafürhalten schon lange nicht mehr. Und so wird uns morgen die Weiter-so-und-bloß-nicht-sich-selbst-hinterfragen-Politik ein neues Infektionsschutzgesetz beschließen.
Wem das als Input dann doch zu wenig ist, dem sei der Beitrag „Experten fordern Strategiewechsel“ unter https://www.welt.de/politik/deutschland/plus241072937/Offener-Brief-Experten-fordern-Strategiewechsel-wir-sehen-eine-breite-Immunitaet-in-der-Bevoelkerung.html zur Lektüre empfohlen. Als Spoiler zitiere ich daraus „Die aktuelle ministerielle Kommunikation zum Pandemiemanagement sei nicht nur ‚erratisch, sprunghaft und Angst erzeugend‘. Sie führe auch dazu, dass ‚irrationale Infektionsängste, Depressionen und inadäquate soziale Rückzugstendenzen fortbestehen'“. Aber bitte in Gänze lesen – auch die Liste der Unterzeichner.
Und damit zurück zur Lakritze: Diese Begrifflichkeit hat Stiko-Chef Thomas Mertens bereits vor über einem Jahr im Zusammenhang mit Kinderimpfungen geprägt. S. dazu den immer noch lesenswerten Artikel „Corona-Kinderimpfung ist ‚kein Lakritzbonbon'“ ( https://www.berliner-zeitung.de/news/stiko-chef-mertens-corona-kinderimfpung-ist-kein-lakritzbonbon-li.162792). Ich finde es ein ganz klein bisschen erschreckend, wie wir alle 15,5 Monate später immer noch mit dem Thema umgehen und nach der mehrheitlichen politischen Beschlusslage ernsthaft groß angelegte vierte Boosterungen ansteuern. Ob das Ergebnis davon dann Long-Covid, Post-Vax oder schlichtweg gar nichts sein wird, wird uns in der Rückschau niemand verlässlich sagen können. Notfalls müssen die gut erprobten Mechanismen eben auf Affenpocken-, „normale“ Influenza- oder Sonst-was-Narrative umgeschrieben werden.