Nur noch 10 Tage bis Weihnachten

Wir sind im vorweihnachtlichen Endspurt. Aber statt den Advent als leise Zeit der inneren Einkehr auszugestalten, sind möglichst laute Demos gegen eine drohende Impfpflicht das Gebot der Stunde. In Frankfurt und Berlin, aber auch in Schwabach, Ansbach und am vergangenen Wochenende in Fürth. Ungefilterter und mitunter bunter Protest – eher der Holzknüppel statt des Floretts hinsichtlich der Anmut der feinsinnigen diskursiven Auseinandersetzung. Aber diese Urform einer demokratischen Meinungsäußerung bedarf es derzeit umso mehr, weil die etablierten Medien doch zu sehr einseitiger und manipulativer Berichterstattung neigen.

Ein für mich erschreckendes Beispiel dafür vom Wochenende: Die Demo in Fürth in der Presse im Original vom Samstag, die leider bzw. zum Glück (!!) nur noch auf archive.org abrufbar ist. S. https://web.archive.org/web/20211211215212/https://www.nordbayern.de/region/fuerth/corona-demo-in-furth-2800-menschen-ziehen-durch-die-stadt-1.11623839. Und im Vergleich dazu eine aktualisierte Fassung vom Sonntag, die auch ihren Weg in die gedruckte Zeitung am Montag und damit auf unseren Küchentisch gefunden hat. Online mit dem Abbinder „Dieser Artikel wurde am Sonntagnachmittag aktualisiert und unter anderem um die Statements von Oberbürgermeister und Polizei ergänzt„: S. https://www.nordbayern.de/region/fuerth/corona-demo-spaltet-die-stadt-furth-das-sagen-polizei-und-ob-jung-1.11623839.

Gleicher Autor (Matthias Boll), andere Überschrift, gleiche URL, weil die Parametrisierung am Ende des Links bei dem eingesetzten Redaktionssystem die Eindeutigkeit des Linkziels definiert. Nun, ich kenne das auch von meinen täglichen Berichten hier selbst nur zu gut, dass man für einen Gedankengang am nächsten Tag noch eine bessere Formulierung findet. Das ist bei dem Beispiel nicht der Fall. Die Fassung vom Samstag unterscheidet sich fundamental gegenüber der vom Sonntag und ist nicht nur um „Statements von Oberbürgermeister und Polizei ergänzt“. Wer nicht vor Ort war, geht von einer völlig anderen Veranstaltung aus. Einer der beiden Berichte kann da wohl nicht stimmen. Wobei mir der erste ausgewogener erscheint, die finale zweite Fassung dagegen deutlich einseitiger. Aber warum dieser Wechsel in der (freien?) Berichterstattung?

In dem Zusammenhang: Soziale Netzwerke. Da gibt es unglaublich viel Unsinn. Darüber hinaus wird hier Information bzw. gezielte Des- und Falschinformation als Waffe zur Spaltung, Destabilisierung und Radikalisierung eingesetzt. Das funktioniert u.a. hervorragend, weil das Korrektiv eines kritischen Qualitätsjournalismus als vermittelnde Instanz sowie als Filter (oder doch nur so ähnlich? Siehe oben…) fehlt. Das ist zweifelsohne gefährlich und eine streitbare Demokratie muss sich dessen erwehren. Aber muss deshalb alles, was mit Covid-19 zusammenhängt, in sozialen Netzwerken substanziell zensiert werden? Und vor allem wer zensiert hier, wie funktionieren die Mechanismen und die Reglements dafür? Ich fühle mich da genauso staatlich überbeschützt wie bei anderen Grundsatzentscheidungen hinsichtlich Covid-19 und sehne mich nach einer offenen und intakten Demokratie (zurück).

Und genau das ist das underlying fundamental, das mich hier ungläubig die Augen reiben lässt, sprachlos macht und bisweilen schockiert: Es geht im Kern nicht um den Grad der Wirksamkeit und Stabilität einer medizinischen Behandlung basierend auf einer neuen Technologie, die unter dem bekannten Konstrukt einer Impfung sich vielleicht in unser Alltagsleben einschleichen will. Denn irgendwie und zumindest überwiegend wird das Zeugs schon wirken. Sondern es geht um einen sehr weitgehenden Werte- und Vertrauens- sowie abgeleiteten Freiheitsverlust, bei dem alle mitmachen, weil sie mit dem Mittel der Angst diesbezüglich sediert sind. Allein das angezettelte Rudelverhalten in ein „Dafür“ und „Dagegen“, das keine Zweifel und Zwischentöne kennt, zeigt Einblicke, die ich gerne so gar nicht hätte haben wollen. Ein Wertekompass aus (Mit-)Menschlichkeit, Ehrlichkeit und gesunden Menschenverstand waren zumindest in der deutschen Gesellschaft in vielleicht auf den Tag genau 24 Monaten des später weltweiten Corona-Ausbruchs beinahe genauso beklagenswerte Opfer wie die vielen Corona-Toten, die es gab und gibt und deren Schmerz der Angehörigen ich damit in keinster Weise schmälern oder in Abrede stellen möchte.

Klaus-Jürgen Buchner formulierte das mit seiner Band Haindling 1993 so:

Leit hoit’s z’samm,
Sonst dauert’s nimma recht lang
Auf oamoi duad’s a g’scheitn Scheberer
Und dann kracht ois z’samm

Drum Leit’l seid’s g’scheit
Sonst kemma nimma recht weit
Da hoit ma liaba alle z’samm
Sonst dauerts nimma recht lang

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