Unter dieser Überschrift habe ich den heutigen Beitrag gestellt. Denn ich habe zwei Quellen in meiner Tageszeitung, auf die ich beide verweisen möchte: „Ein Skandal, der zu wenig Beachtung findet“, https://www.nordbayern.de/politik/kommentar-zu-falschen-lgl-inzidenzen-ein-skandal-der-zu-wenig-beachtung-findet-1.11708947 und „Vielen ist nicht bewusst, dass sie manipuliert werden“, https://www.nordbayern.de/psychologe-zu-corona-spaziergangen-vielen-ist-nicht-bewusst-dass-sie-manipuliert-werden-1.11700420. Der erste geht wieder auf die LGL-Zahlen-Thematik ein. Der zweite hat die Psychologe von Corona-Spaziergängen/-gängern zum Gegenstand. Beide handeln also um Manipulation, beide rütteln am Vertrauen.
Beim ersten finde ich es einfach nur traurig, dass die Bayerische Staatsregierung (und auch Regierungen anderswo) so ein Verhalten nötig hat/haben. Nichtsdestotrotz muss man darauf hinweisen – und sich fremdschämen. Den zweiten finde ich dagegen inhaltlich spannender. Warum? Ich bin Wirtschaftswissenschaftler. Und ein Nobelpreisträger dieser Zunft war Daniel Kahneman, der v.a. in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ zeigt, dass wir permanent irrationale Entscheidungen treffen. Genau dieses Bewusstsein ist es, was mich zumindest auch hier diesen Blog betreiben lässt: Wie groß sind die (natürlichen!!) Wahrnehmungs-, Gedanken- und Urteilsfehler, denen wir alle (!!) unterliegen, in der aktuellen Diskussion um die Impfpflicht? Spannend!!
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen: Framing-Effekt, Halo-Effekt oder Affektheuristik sind nur ein paar seiner dort ausgeführten Punkte, deren man sich im Zuge der Bewertung der Daten (wenn sie denn valide und nicht getürkt sind, s.o.) selbstkritisch stellen sollte. Ein wunderbares Essay dazu gab es vorgestern in der Berliner Zeitung unter „Warum ich Verständnis für die Impfskeptiker habe“, https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/zwischenruf-eines-geimpften-warum-ich-verstaendnis-fuer-die-impfskeptiker-habe-li.204231, der genau diese Perspektive der kognitiven Verzerrungen im Hinblick auf die Corona-Politik anwendet. Sehr, sehr, sehr lesenswert.
Das Buch übrigens auch – auch wenn es mich viel Zeit und Energie gekostet hat und ich vieles aufs erste Mal nur oberflächlich verstanden habe. Hinsichtlich Corona würde ich zwei Erkenntnisse aus dem überaus erkenntnisreichen Buch herausstellen:
Menschen – und damit auch alle Experten, denen wir tagtäglich an den Lippen hängen – leiden an chronischer Selbstüberschätzung (und da muss man nicht nur in erster Linie und ausschließlich an Frank Ulrich Montgomery denken). Mehr Demut!
Medien transportieren gerne ein Untergangs- und Katastrophen-Szenario, denn das verkauft sich gut und bedient die im Menschen angelegte Verlustaversion (wofür es als verhaltensökonomisches Konstrukt der „Prospect Theorie“ 2002 den Nobelpreis für den oben genannten Herrn Kahneman gab). Im Ergebnis suggerieren sie uns durch ihre Berichterstattung eine zu hohe Eintrittswahrscheinlichkeit von Katastrophen. Das war beim Year 2000-Bug so und das wird in der Retrospektive auch bei der Corona-Berichterstattung so sein.
Fazit: 1.) Bilden Sie sich ein eigenes Urteil und misstrauen Sie aber (dummer- oder doch schlauerweise?) 2.) dabei in erster Linie leider auch sich selbst.