„Orientierungsdebatte“

Im Bundestag wird debattiert. Gut. Leider kann ich das nicht in Echtzeit und unmittelbar verfolgen. Infos dazu aber z.B. unter https://www.heise.de/tp/features/Impfpflicht-Debatte-im-Bundestag-zwingt-zu-komplexen-Abwaegungen-6339729.html oder https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-01/impfpflicht-debatte-bundestag-gruppenantraege-ampel-koalition. Oder in anderen Quellen, denen Sie vertrauen.

Was ich bei der Debatte nicht verstehe ist, warum die aktuellen Zahlen – also insbesondere hinsichtlich Omikron – so wenig Beachtung finden. Der letzte RKI-Wochenbericht (s. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2022-01-27.pdf) nennt auf Seite 28 für die letzten vier Wochen, dass es bei der Altersgruppe 18-59 Jahren zu 56.070 symptomatischen Infektionen mit dem Covid-19-Virus gekommen ist. Davon sind 28.941 Fälle von Menschen mit (inzwischen) dem Impfstatus „Grundimmunisierung“, also zwei Impfdosen, und 14.893 Fälle von Menschen „mit Auffrischimpfung“, also geboostert. Demnach erlitten in Summe 43.834 Menschen geimpfte Personen eine symptomatische Erkrankung an Covid-19. Oder 78,17 Prozent. Die Impfquote in dieser Alterskategorie beträgt 81,6 Prozent (Stand 26. Januar 2022, s. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1258043/umfrage/impfquote-gegen-das-coronavirus-in-deutschland-nach-altersgruppe/). Asymptomatisch ist für eine Impfpflichtdebatte ja sowieso egal. Ist es nun von mir falsch interpretiert, dass, im Hinblick auf diese Zahl an symptomatischen Fällen, eine Impfung so gut wie keine Wirkung zeigt, sogar relativ egal, ob geboostert oder nicht?

Wenn man sich nun bei der Impfpflichtdebatte nicht auf den Eigenschutz festlegt, sondern den Fokus auf den Schutz des Gesundheitssystems und damit die Schwere des Krankheitsverlaufs legt, muss man sich die Hospitalisierung anschauen. Und da wird es schwierig, weil das das „an vs. mit Corona“-Dilemma sowie intensivmedizinische Betreuung vs. generelle Belastung der Krankenhäuser ins Zentrum lenkt: Teilweise haben wir die diesbezüglichen Zahlen gar nicht. Und das wird auch nicht besser, nachdem die PCR-Testkapazitäten nun zugeteilt werden und der nicht-getestete Rest geschätzt wird. Obacht: Hier ist dann in Kürze keine Wissenschaftlichkeit sondern Willkür wie bei der Verkürzung des Genesenenstatus am Werk! Zudem schenke ich (also rein subjektiv!) den erhobenen Zahlen nicht zu viel Vertrauen, weil sie in meiner Wahrnehmung in Teilen tendenziös erhoben werden (bspw. schwere Krebserkrankung im erweiterten Bekanntenkreis. Im hohen Alter. Im Krankenhaus immer wieder Testungen. Vermutet, um bei Eintritt des Todes einen weiteren Corona-Toten für die Statistik zu haben. Wenig überzeugend). Aber auch unabhängig von der Datenlage und/oder darunterliegend der Datenqualität lese ich (als bekennender Laie und rein subjektiv!) beim RKI unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/COVID-19-Trends/COVID-19-Trends.html eine Entwarnung. Omikron nimmt Sars-CoV-2 die Gefährlichkeit, das Angst-Gespenst davor wird aber von der Politik aufrechterhalten. Bzw. vielleicht wird das Angst-Gespenst für geimpfte Personen zunehmend Realität: Denn ebenfalls in dem letzten Wochenbericht auf der gleichen Seite, aber in der Tabelle vier die Zahlen für Omikron: Insgesamt 44 intensivmedizinisch betreute symptomatische Covid-19-Fälle mit der Omikron-Variante. Die Hälfte davon geimpft. Bei den Todesfällen 46 verstorbene Personen, 28 (und damit über die Hälfte!) geimpft. Aber bitte selber schauen und bewerten.

Sorgenvoll stimmen mich darüber hinaus die zunehmenden Berichte über Impfschäden (leider nicht in den „herrschenden“ Medien) sowie der oben zitierte aktuelle Wochenbericht, nachdem vielleicht (!!) schwere Verläufe nicht nur nicht verhindert, sondern auch verursacht werden könnten. Der in meinem Umfeld gehörte Spruch „Wenigstens geboostert – was wäre sonst bloß passiert“ kann prinzipiell auch in die andere Richtung gedacht werden.

Was mich ein kleines bisschen hoffnungsvoll stimmt: Auch ein BR-Bericht versucht die unklare Lage (inzwischen) differenziert zu beleuchten. Unter „Corona-Fälle in Bayerns Kliniken – Verzerrtes Bild“, https://www.br.de/nachrichten/bayern/corona-faelle-in-bayerns-kliniken-verzerrtes-bild,Svee8LH.

Fazit: Wäre schön, wenn die Daten/die aktuelle Evidenz bei den Parlamentariern ankommen und sie befreit vom Mantra „nur Impfen kann uns aus der Pandemie führen“ sich diesen Daten stellen würden. Wäre zudem schön, wenn tatsächlich nicht die erfahrenen Polit-Profis, die eher ein auf Wiederwahl fokussiertes Entscheidungskalkül fest eingebaut haben, sondern tatsächlich diesbezüglich im Geist offene Volkvertreter in dieser bestimmt schwierigen Frage einer allgemeinen Impfpflicht abwägen und diese im Zweifel auch mal eine Kurskorrektur zulassen würden. Für mich ist die Sache klar: Eine Impfpflicht gegen ein sich veränderndes Virus, dem mit diesem Impfstoff nachgewiesenermaßen nur noch beschränkt beizukommen ist, mit dem nachgewiesenermaßen keine sterile Immunität erzeugt werden kann und dessen Vorlauf – für die Anwendung auf Ungeimpfte – bis zu dem vielleicht noch schützenden dritten Impfstatus „geboostert“ mehrere Monate dauert, in denen das Thema dann nachgewiesenermaßen längst durch ist, ist abzulehnen.

Fazit II: Eine verlässliche und in sich konsistente Entscheidung wäre aus dem hohen Haus des Bundestags heraus auch schön. Eine Impfpflicht ohne medizinisch-wissenschaftliche Begründung, die nur eingeführt wird, weil sie die Symbolik einer politischen Handlungsfähigkeit nach außen tragen soll, um dann von Gerichten wegen der oben genannten Mängel wieder einkassiert zu werden, wäre ein weitere tiefe Enttäuschung hinsichtlich der Qualität unseres gesamten politischen Systems. Obwohl – das Korrektiv des Bundesverfassungsgerichts unter der Leitung eines Stephan Harbarth mag sowas vielleicht gar nicht korrigieren. S. dazu meinen Beitrag unter „Das erste Türchen„.

Also viel Konjunktiv und zwei Mal „es wäre schön“. Allein mir fehlt der Glaube. Bzw. Stand heute glaube ich, dass die Impfpflicht kommt – trotz einer für mich inzwischen überwiegenden Irrationalität dafür, kontrafaktisch zu den jüngsten Entwicklungen und auf eine neue, potenzielle Gefahr im Herbst abzielend. Zudem: Das bestellte Zeug muss schlichtweg weg, da wird (dank einer Impfpflicht) gesetzlich zwingend jeder Arm gebraucht. Konkret 400 Millionen Dosen für 83 Millionen Deutsche für die kommenden zwei Jahre. S. „Viel mehr Impfstoff bestellt als bekannt“, https://www.tagesschau.de/investigativ/report-mainz/impfdosen-117.html. Und damit wird es übrigens auch nicht bei der Injizierung bei den derzeitigen Impfrebellen, also Status null bis zwei, bleiben. Dazu müssen alle ran. Aber ist ja nur ein Pieks und Langzeitfolgen sind nicht bekannt. Beides richtig. Und Langzeitfolgen heißen übrigens nicht nur so. Daher ist es umso wichtiger, jetzt unabhängig von Risikogruppen auch schnell wirklich alle zu impfen, um eventuelle signifikant entstehende Krankheitsbilder z.B. auf eine durchgemachte Covid-Infektion schieben zu können. Denn erst wenn restlos alle Menschen durchgeimpft sind, ist es schlicht nicht mehr möglich, sich mit der Frage einer Impfeffektivität oder auch valide mit Langzeitfolgen zu beschäftigen.

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